Das Festival-Programm präsentiert im Theater Ticino sechs hochkarätige Jazzformationen aus der Schweiz.
Wir beginnen dieses Jahr die Abende jeweils mit einem 15-minütigen Talk, einem kurzen und sicher spannenden Einführungsgespräch mit den Bandleader:innen geführt von Annina Salis, Jodok Hess oder Roman Hošek von SRF 2 Kultur.
Darauf freuen wir uns besonders.
Die Konzerte werden von Radio SRF 2 KULTUR aufgezeichnet an folgenden Daten ausgestrahlt_
- 17. Dezember Late Night Concert mir Roman Hošek
Bächlin & Elkholy Duo und Manon Mullener 5tet am FFFF Festival 2024
- 14. Januar LNC Late Night Concert mit Annina Salis
Looty Trio & Florian Favre «Idantitâ #Revisited» am FFFF Festival 2024
Das Fee Fi Fo Fum Festival 2025 findet statt!
Donnerstag 23.10.25 bis Samstag 25.10.2025
Wir freuen uns auf DICH!
Unser diesjähriges Line-up:
Philipp Eden - Piano, Electronics
Raphael Walser - Bass
Jonas Ruther - Schlagzeug
Man hat die gleichermassen rätselhafte und sinnliche Musik von divr auch schon mit den Filmen von Wong Kar-Wai verglichen. Der Filmemacher aus Hong Kong ist bekannt für seine mysteriösen Plots, melancholischen Stimmungen und expressiven Farbgebungen. Im Gegensatz zu Wong Kar-Wai kreieren Philipp Eden, Raphael Walser und Jonas Ruther ihre Musik ohne Drehbuch: Geleitet durch die Maximen des «deep listening» zelebrieren sie die hohe Kunst des «instant composing» und geraten dabei in einen tranceartigen «Flow». Mit einem feinen Sinn für dramaturgische Bögen bewegt sich das Trio souverän zwischen Quasi-Stillstand und dynamischen Turbulenzen, zwischen dem Kolossalen und dem Fragmentarischen. Der Erstling von divr trägt den Titel «Is This Water» und erinnert damit an die ECM-Alben «Water Stories», «The Sea» und «The River» des Norwegers Ketil Bjørnstad. Im Gegensatz zu dieser skandinavischen Wassermusik gibts bei divr weniger Pathos, dafür mehr experimentelle Kühnheit.
Juliane Rickenmann - Saxophon & Komposition
Maurus Twerenbold - Posaune
Vito Cadonau - Kontrabass
Josua Beureux - Schlagzeug
Der Werdegang von Juliane Rickenmann ist zu ungewöhnlich und zu spannend, um hier nicht kurz nacherzählt zu werden. Bereits im zarten Alter von sieben Jahren komponiert sie Stücke auf dem Klavier. Mit fünfzehn besucht sie erste Jazzkurse. Es folgt der Entschluss, ein Jazzstudium zu absolvieren - als Zweitinstrument wird das Saxophon gewählt. Doch dann gerät Juliane Rickenmann in den Bann des Saxophonisten Johnny Hodges: Sie ist vom sublimen Sound des Ellington-Weggefährten derart fasziniert, dass sie sich aufs Saxophon konzentrieren will. Und so verschiebt sie den Studienbeginn und begibt sich stattdessen auf eine mehrjährige Reise, die sie schliesslich ins Epizentrum des Jazz führt. Nach Stationen in Australien und Japan kommt sie im Alter von 22 Jahren in New York an und bleibt fast drei Jahre - in dieser Zeit besucht sie u.a. einen Workshop beim Bebop-Guru Barry Harris. Seit 2011 hat Juliane Rickenmann vier Alben veröffentlicht - was ihre aktuelle Band auszeichnet, ist nicht zuletzt das quasi-kontrapunktische Zusammenspiel mit dem Posaunisten Maurus Twerenbold.
Sebastian Strinning - Saxophon
Valeria Zangger - Schlagzeug
Marc Unternährer – Tuba
Dieses Trio ist auf den Hund gekommen! Looty war ein Schosshündchen von Queen Victoria und zwar nicht irgendein Schosshündchen, sondern ein Pekinese, der während des Opiumkriegs aus dem chinesischen Kaiserpalast geraubt wurde. Das Debütalbum des Trios heisst «Boxer Rebellion»: Auf dem Cover ist ein Rudel Boxerhunde zu sehen. Und jetzt könnte man mit den Hundemetaphern weiterfahren. Etwa, indem man behauptet, dass Sebstian Strinning ein Saxophonist ist, der mit seinem Instrument gerne bellt und kläfft - was angesichts seiner Vorliebe für radikal-freigeistiges Klanggut nicht ganz falsch ist.
Doch beim Looty Trio trifft diese Diagnose nicht wirklich ins Schwarze, denn diese Band spielt Stücke mit Formen und Melodien, aber natürlich nicht brav und bieder, sondern sozusagen ohne Maulkorb. Marc Unternährer übernimmt im Trio eine ähnlich flexible Funktion wie weiland Bob Stewart in diversen Gruppen Arthur Blythes. Und Valeria Zangger sorgt für ordentlich viel Dampf und Drive. Leinen los!
Claire Huguenin - Gesang
Raphael Rossé - Euphonium
Baiju Bhatt - Violine
Lucie Gockel - Cello
Louis Matute – Gitarre
Florian Favre – Piano & Komposition
«Adyu mon bi Payi», «Nouthra Dona di Maortsè»: Da mag man sich nun fragen, was ist das für eine seltsame Sprache? Es handelt sich um ein Patois, also einen Dialekt, der im Kanton Freiburg gesprochen wird. Und bei den ausgewählten Beispielen handelt es sich um Titel von traditionellen Liedern, die Florian Favre für sein Soloprojekt «Idantitâ» ausgewählt hat (Nouthra Dona di Maortsè ist eine Wallfahrtskirche in Broc und heisst auf französisch Notre-Dame des Marches). Favre hat sich während der Corona-Pandemie mit der Musik seiner engeren Heimat befasst. Und nun, nach dem Ende der Pandemie, wird der Horizont geöffnet. man ist nicht mehr auf sich selbst zurückgeworfen, sondern kann sich wieder frei und über Grenzen hinweg austauschen. Für seine Revisited-Version von «Idantitâ» hat Favre ein aussergewöhnlich instrumentiertes und eher kammermusikalisch orientiertes Quintett mit ganz unterschiedlichen Wurzeln, u.a. indische, jüdische, sephardische, korsische, zusammengestellt.
Wael Sami Elkholy – Oud & Gesang
Esther Bächlin - Piano & Gesang
Mit melodiöser Anmut, klanglicher Raffinesse und beeindruckender rhythmischer Beweglichkeit pendeln die Pianistin und Sängerin Esther Bächlin und der in Dubai geborene und in Kairo aufgewachsene Sänger und Lautenspieler Wael Sami Elkholy in ihrer vielsichtigen Musik zwischen Orient und Okzident. Mit dem europäischen Konzertflügel und der arabischen Oud treffen zwei Instrumente aufeinander, die eigentlich ganz unterschiedliche Kulturen und Temperamente repräsentieren: Nichtsdestotrotz entspinnt sich der interkulturelle Dialog zwischen Bächlin und Elkholy scheinbar mühelos, was nicht zuletzt daran liegt, dass beide den Gesang ganz natürlich ins reichhaltige musikalische Geschehen integrieren. Elkholy, der seit gut anderthalb Jahrzehnten in der Schweiz lebt, trat bereits als Kind an der Oper in Kairo auf, später studierte er Gesang und Oud an mehreren Hochschulen. In die pianistische Improvisationskunst wurde Bächlin von Koryphäen wie Richie Beirach, Art Lande und Uli Scherer eingeführt, sie nahm auch Gesangsunterricht (u.a. bei Lauren Newton).
Manon Mullener - Piano & Komposition
Victor Decamp - Posaune
Samuel Urscheler - Saxophon
Benjamin Jaton - Kontrabass
Lucien Mullener - Schlagzeug
Höchstwahrscheinlich ist Manon Mullener die einzige helvetische Jazzmusikerin, die es mit einem grossen Artikel in die Zeitung des kommunistischen Jugendverbands von Kuba gebracht hat (Überschrift: «Un piano y un jardin siempre florecido»). Das ist allerdings kein Zufall: Mullener reiste bereits als kleines Kind mit ihrer Familie nach Kuba und später studierte die Pianistin sogar dort, bevor sie 2019 ein Studium bei Colin Vallon an der HKB in Bern in Angriff nahm. Mit ihrem Quintett, mit dem sie heuer die Schweiz am renommierten französischen Festival Jazz à Vienne vertreten durfte, spielt Mullener einen zwischen Eleganz und Flamboyanz oszillierenden Latin-Jazz und setzt damit eine Tradition fort, die bis zum afro-kubanischen Jazz von Machito, Dizzy Gillespie, Chano Pozo & Co. zurückreicht. Mullener betont, dass sie sich nicht nur für die Musik der Karibik, sondern ganz generell für deren Kultur interessiere. Mit ihrer offenen und begeisterungsfähigen Art hat sie das kubanische Publikum jedenfalls überzeugt.